Kurzeinführung Gottschee

Das Gottscheerland gehörte zu den ältesten deutschen Siedlungen im süd- und südosteuropäischen Raum. Das Schicksal der Gottscheer war bis in die jüngste Vergangenheit aufs engste mit dem der slowenischen Nachbarn verbunden. Die Kolonisten, die Graf Otto von Ortenburg rief, kamen in ein zwar begangenes, aber unbewohntes Land, das von den Flüssen Kulpa und Cabranka im Süden, von der Krainer Gurk im Norden begrenzt war. In der frühesten, die Gottscheer Geschichte betreffenden Urkunde vom 1. September 1339, genehmigte Patriarch Bertrand von Aquileia die Anstellung eines Kaplans an der Kapelle zum hl. Bartholomäus beim Landgut in Mooswald, der Vorgänge-rin der späteren Pfarrkirche außerhalb der Siedlung „Gotsche”, deren Name erstmals 1363 genannt wird, und der gesamten Sprachinsel den Namen geben sollte. Der heutige Ort Gottschee – slowenisch Koevje – wurde 1377 zum Markt und 1471 zur Stadt erhoben.

Die Siedler aus Oberkärnten und Osttirol leisteten vorbildliche Pionierarbeit, die im 15. und 16. Jahrhundert immer wieder von einfallenden Türken zunichte gemacht wurde. Unermeßlich war auch der Blutzoll, den die Gottscheer in diesen Jahrhunderten bringen mußten. Um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einigermaßen auszugleichen, erließ Kaiser Friedrich III. am 23. Oktober 1492 ein Hausierhandelspatent, durch das den Gottscheern der Handel mit Leinwand und Holzwaren und anderem „so sie erarbeiten …”, also mit selbsterzeugten Waren, gestattet wurde.

Nach dem Aussterben der Ortenburger folgten die Grafen von Cilli, ihnen die Habsburger als Grundherren des Ländchens, die verschiedene, auch kroatische Adelsgeschlechter damit belehnten, bis die Grafschaft Gottschee 1641 von den Auerspergern erworben wurde.

Nach dem Höhepunkt der Bevölkerungszahl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte vor allem die um 1880 beginnende Auswanderung nach Nordamerika zu einem fortschreitenden Rückgang der Einwohner. Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte einen schicksalhaften Einschnitt: Mit dem Herzogtum Krain, das wie Kärnten 1335 an die Habsburger und damit an die österreichischen Erblande gekommen war, fiel die Sprachinsel an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Die Folgen waren für die Gottscheer verheerend. Das gut entwickelte deutsche Schulwesen – Gymnasium, Hauptschule, Holzfachschule und 33 Volksschulen – wurde nach und nach zerschlagen, die deutschen Vereine aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt und das kulturelle Leben lahmgelegt. 1939 wurde der letzte deutsche Lehrer aus der Sprachinsel an eine slowenische Schule versetzt. 1930 konnten die Gottscheer noch einmal mit ihrer von den Behörden genehmigten 600-Jahr-Feier, die unter dem Protektorat des slowenischen Königshauses stand, ihre reiche Volkskultur und ihre Mundart in der Öffentlichkeit präsentieren. Aus nah und fern waren dazu die Landsleute herbeigeeilt. Nach dieser Feier, die viel Aufmerksamkeit erregt hatte, erwachte bei den Gottscheern neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und dem Einmarsch der deutschen Truppen, der Kapitulation Jugoslawiens am 17. April 1941, begann jedoch der letzte tragische Abschnitt der Gottscheer Geschichte. Nach der Besetzung Gottschees durch die Italiener und dem Hitler-Mussolini-Abkommen vom 31. August 1941 fiel in Berlin die endgültige Entscheidung über die schon im Juni 1940 von deutschen Behörden ins Auge gefaßte Umsiedlung. Die Gottscheer hatten nun die Wahl, sich für die Umsiedlung „nach Deutschland” zu entscheiden oder ihr Volkstum aufzugeben. Bis zuletzt blieb geheim, daß Höfe ausgesiedelter Slowenen in der Untersteiermark, im sogenannten „Ranner Dreieck” – im Raum Rann (Brezice) und Gurkfeld (Krsko) – übernommen werden sollten. Beim Kriegsende fielen die viel zu spät zur Flucht aufgebrochenen Gottscheer in großer Zahl den Partisanen in die Hände und landeten in den berüchtigten Lagern von Sterntal bei Pettau und Tüchern bei Cilli. Hunderte gingen dort zugrunde. Wem die Flucht gelang oder wer Folter und Hunger überlebte, suchte in Österreich, u. a. in der Steiermark und in Kärnten, eine neue Heimat.

In der Not bewährte sich die landsmannschaftliche Verbundenheit mit den im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Amerika ausgewanderten Gottscheern. Schon 1889 wurde dort der erste österreichische Unterstützungsverein in Cleveland gegründet. Die nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges entstandene „Gottscheer Relief Association” in New York trug entscheidend zur Linderung der in Not Geratenen bei. In Österreich und Deutschland fanden sich die Gottscheer sehr bald in Landsmannschaften zusammen, die anfangs vorwiegend soziale Aufgaben erfüllten. Tüchtigkeit und Fleiß verschufen den neuen Bürgern Anerkennung. Mit Klagenfurt-Krastowitz, Graz-Maria Trost und dem Gottscheer Brunnen im Schwarzwald erhielten die Gottscheer kulturelle Gedenkstätten. Ungebrochen ist der Zusammenhalt mit den Landsleuten über den Ozean hinweg.

Die Sehnsucht nach der alten Heimat ist geblieben. Schmerzlich mußte bei den ersten Besuchen festgestellt werden, daß viele Siedlungen nicht mehr bestanden. Die einsamen Dörfer im Hornwald hatten die Italiener bei ihrem Kampf gegen die Partisanen abgebrannt, ihre Spuren sind längst vom Wald überwachsen. In anderen Dörfern sind viele Häuser verfallen. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren wurden zahlreiche noch erhaltene Kirchen, Kapellen und Bildstöcke im Sinne des Kommunismus zerstört.

Heute erlebt das Gottscheertum unter den in der alten Heimat in Slowenien Verbliebenen eine Renaissance. Sie schlossen sich in zwei Vereinen in Pöllandl und in Laibach zusammen. Mit Hilfe der Kärntner Landesregierung, der österreichischen Bundesregierung und des deutschen Innenministeriums wurde ein Kulturhaus im Dorf Krapflern bei Pöllandl (Obcice) geschaffen. Nicht nur die noch ansässigen Gottscheer, sondern auch junge slowenische Mitbürger sind die Besucher dieser Einrichtung.

Das Jahrhundert, das unsagbares Leid über Gottscheer und Slowenen gebracht hat, möge in Versöhnung und Verständigung im vereinten Europa ausklingen.

 

Quellen:

Nach 19 Jahren Quelle nicht mehr erruierbar.

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