Zeittafel der Gottscheer Geschichte 1330 - 1941

timeline_pre_loader

1077

Während des Investiturstreites verleiht Kaiser Heinrich IV. weltliche Lehen in Krain an das Patriarchat von Aquileja und ernennt seinen Kanzler Sieghard zum Patriarchen.

1247

Patriarch Berthold belehnt die Ortenburger (sie sind seit dem auslaufenden 11. Jahrhundert in Kärnten nachweisbar und seit 1141 Grafen) mit Reifnitz und seinen Zugehörigen, also auch mit dem Urwald, dem späteren Siedlungsgebiet der Gottscheer.

1339

In seinem vom 1. September datierten Schreiben erlaubt Patriarch Bertrand von Aquileja dem Grafen Otto von Ortenburg, bei dessen Landgut in Mooswald an der von ihm errichteten Kapelle zum hl. Bartholomäus einen Kaplan anzustellen, da die Bewohner die Pfarrkirche nur unter großen Schwierigkeiten erreichen können. Auch dürfe ein Friedhof angelegt werden, alles jedoch, ohne die Rechte der Pfarrkirche (in Reifnitz) zu schmälern.

1363

am 1. Mai, bestätigt Patriarch Ludwig, daß innerhalb der Grenzen der Seelsorgestation des hl. Stephan in Reifnitz in gewissen Hainen und Wäldern, die unbewohnbar und unbebaut waren, viele menschliche Wohnungen errichtet und diese Gegenden dem Ackerbau zugeführt worden sind. Es sei viel Volk dahin zu wohnen gekommen und neue Kirchen (u. a. in Gottsche und Goteniz) entstanden.

1377

Mooswald, am Bergfuße gelegen, hat seine Bedeutung an das Tal verloren; der Hauptort dort erhält die Rechte eines Marktes in der Gottsche.

1398

wird das erste Urbar verfaßt; erhalten geblieben ist die Aufstellung der Ansiedler und ihrer Abgaben im Amte Rieg.

1400

taucht Nesseltal als Pfarre auf; die Ansiedler müssen sich also mit Feuer und Pflug allmählich in die östlichen Teile der Hauptlandschaft vorgearbeitet haben.

1406

am 20. Mai, verkündet Graf Friedrich von Ortenburg: Wer einen Wald ungestört und ohne Einspruch der Herrschaft neun Jahre und einen Tag genutzt hat, und das bei geordneten Rechtsverhältnissen, dem kann er nicht mehr abgenommen werden. Die ausführlich gefaßte „Waldordnung“ sollte, weil „viII stöß vnndt Krieg geübt. . . vnd daraus Todtschleg und feindtschafft geraten seindt“ die Besitzrechte regeln.

1415

(annähernd) schreibt Burkard Zink aus Memmingen: „. . . giengen also mit ainander in Krainland gen windischen landen in ainem markt haist Reisnitz . . . hinter Lobach 6 meil gegen Kroatien.“ Er war unterwegs zu seinem Onkel, der Pfarrer in Rieg und mit des Ortenburgers Friedrich Ehefrau Margarethe von Teck ins Land gekommen war. Zink besuchte die Schule in Reifnitz; der“ Ort, ehemalige Residenz der Ortenburger, war um 1500 bereits eine slowenische Stadt.

1418

sterben die Ortenburger aus; durch Erbvertrag geht ihr Besitz 1420 an die Grafen von Cilli über. Diese erbauten 1424 Schloß Friedrichstein; damals ereignete sich die Tragödie der Veronika.

1456

wurde der letzte Cillier, Ulrich, ermordet.

1460

sichert sich Kaiser Friedrich III. nach der kriegerischen Auseinandersetzung mit Johann, dem Grafen von Görz, im Frieden von Pusarnitz das gesamte Erbe der Ortenburger.

1469

fallen die Türken das erste Mal im Ländchen ein und brennen den Markt nieder; er stand in der Gegend, wo später die Kirche Corpus Christi errichtet wurde, der Neubau der Siedlung erfolgte im Rinsebogen.

1471

verlieh ihr Friedrich III. das Stadtrecht mit einem Burgfried („als weit Ihr Ackher gehen. . .“) und einem Stadtwappen, den Einwohnern aber das Bürgerrecht (namentlich wie in Rudolfswert). Es durften vier Jahrmärkte und zwei Kirchtage abgehalten sowie Richter und Rat „hinfüro zu ewig zeyten“ gewählt werden. Zwanzigmal wurde das Land (bis 1598) von den Türken heimgesucht; die Schilderung eines Zeitgenossen finden wir bei Widmer, a. a. O. S. 151. Noch am 22. Jänner des Jahres 1574 kommen die Einwohner von Graflinden, Preriegel und Unterdeutschau in einem Ansuchen um Steuerfreiheit ein, haben sie doch das Kreidfeuer anzuzünden wie ihre Vorfahren „die Schkort oder Khreidenfeuer auf dem Berg Grädisch . . . bei Grafflinten . . .“ betreut haben. Aber das Leben geht trotzdem weiter und am 10. Juni 1471 pachten Richter und Rat der Stadt Gottschee vom Kaiser das Landgericht Friedrichstein auf zwei Jahre.

1476

am 28. Juni bezeugt Friedrich III. zu „Neustadt“, daß er den Brüdern Petritz, Bürger der Stadt Gottschee, das Bergrecht auf Eisen zu Grafenwarth und Osilnitz verliehen hat.

1492

am 23. Oktober, erließ Friedrich III. das Hausierpatent, das den Gottscheern eine neue Einnahmequelle erschloß. Diese Berechtigung zum Wanderhandel wurde 20mal erneuert, zuletzt 1841.

1497

am 9: Juni, fordert Friedrich III. die Ämter Nieder- und Obergotsche und die der Riegkh von Caspar Rauber zurück, dem er sie (am 26. November 1491) verpfändet hatte, um sie an Wilhelm von Auersperg zu vergeben.

1507

am 1. Feber, verkauft Maximilian I. die gesamte Herrschaft an Jörg von Thurn. Seine Willkür war wohl mit ein Grund zur Erhebung der Bauern in der Stadt Gottschee. Der Aufstand brach

1515

im April aus; die Krainer Stände konnten ihn erst mit Hilfe der steirischen Stände sowie mit 100 Reitern und 400 Fuß knechten, die aus Kärnten gekommen waren, niederschlagen.

1524

ist Hans Ungnad Inhaber der Pfandherrschaft, diese wird

1547

am 22. Feber, von Kaiser Ferdinand an Stefan Ursini Graf zu Blagay vergeben. Die Schreiber dieses kroatischen Geschlechts führten die slawischen Namensendungen ein: aus „des Jaklssun“ wurde „Jaklitsch“ z. B.1558 ist Graf Franz Inhaber der Herrschaft. Er ließ den Neuberg bei Tschetmoschnitz mit Weinreben bepflanzen und gründete 25 Dörfer mit 38 3/8 Huben im NO der Sprachinsel entlang des Hornwaldes, womit er zum „zweiten Kolonisator“ von Gottschee wurde.

1574

entstand auf Veranlassung Karl II. von Innerösterreich das Urbar. Es verzeichnet 136 Ortschaften, in denen noch 21 ganze Huben vorkamen, 904 halbe, vier Dreiviertel-, drei Drittel-, 32 Viertel- und acht Achtelhuben. Das größte Dorf war damals Rieg mit 14 Huben, je zehn Huben hatten Obermösel, Nesseltal und Reichenau, ferner Altlag sieben und Mitterdorf sechs. Graf Stefan der Jüngere legte die Bestimmungen dieses Urbars sehr zu seinem Vorteil aus, die Bauern rebellierten, worauf die Regierung Innerösterreichs im Schreiben von

1569

(8. September) verordnete, die Rädelsführer seien zu Laibach „auf dem Hauptschloß in einem Thurn ein Monat lang mit Wasser und Brot zu erhalten. . .“

1618

am 1. März, kaufte Freiherr Hans Jakob Khiesl die Herrschaft Gottschee, deren dritten Teil er schon seit dem 9. September 1607 besessen hat.

1629

am 28. Mai, ernennt Papst Urban den Bischof Albert von Smederevo zum Pfarrer von Gottschee mit der Aufforderung, dort deutsche Kapläne anzustellen, da man dort deutsch (lingua teuthonica) spreche.

1641

kauft Wolf Engelbrecht von Auersperg (sein Geschlecht war 1220 – 1263 im Besitz von Reifnitz, sein jüngerer Bruder, Johann Weikard, persönlicher Berater des Kaisers Ferdinand 11.) die Herrschaft Gottschee.

1690

wird die erste Schule in Gottschee, in der Stadt, erwähnt.

1745

nennt ein Verzeichnis im Ländchen folgende fünf Pfarren und die Anzahl der Pfarrangehörigen: Gottschee (3250), Rieg (1562), Mösel (910), Nesseltal (1665) und Tschermoschnitz (1692), also insgesamt 9079 Menschen.

1770

ordnete Maria Theresia eine Erfassung aller männlichen Einwohner und der Wohnstätten an. Das Verzeichnis gibt Auskunft über die genaue Zahl der Häuser; damit wird aber auch die seit 1574 erfolgte Neusiedlung erfaßbar (s. Grothe, a. a. O. S. 71 und Petschauer, a. a. O. S. 201). In dieser Zeit erfolgte auch (bis ungefähr 1825) die letzte Innenkolonisation, dann war der Boden restlos vergeben.

1791

mit 11. November, sind die Auersperge Herzöge von Gottschee.

1809 - 1815

bringt die Franzosenzeit wiederum Leid: Plünderung der Stadt vom 16. – 18. Oktober 1809, an diesem Tage wurden „Aufrührer“ standrechtlich erschossen.

1849

geht die Glasfabrik in Betrieb.

1851

zerschlug das von Kaiser Franz Josef I. erlassene Silvesterpatent die Grundherrschaft Gottschee als Verwaltungseinheit, indem sie auf die politischen Bezirke Gottschee (mit den Gerichtsbezirken Gottschee und Reifnitz), Tschernembl (Gerichtsbezirke Tschernembl und Möttling) und Rudolfswert (Gerichtsbezirke Rudolfswert und Seisenberg) aufgeteilt wurde.

1867 / 1869

bereiste Univ. Prof. Dr. K. J. Schröer Gottschee. Er machte die Forschung auf die Bedeutung der Gottscheer Mundart und des Liedes aufmerksam und verfaßte ein Wörterbuch der Mundart von Gottschee.

1872

am 28. Oktober wurde das Untergymnasium in der Stadt Gottschee eröffnet, 1813 der Unterstützungsfonds für bedürftige auswärtige Studenten, 1881 dotierte Johann Stampf! am 16. Mai seine „Stipendienstiftung“ mit 100.000 Gulden; die Zinserträge ermöglichten es, daß Jahr für Jahr namhafte Zuwendungen an begabte, minderbemittelte Studenten vergeben werden konnten (s. „Mitteilungen“, 15. Mai 1891).

1893

am 28. September, wurde die Stichbahn nach Gottschee eröffnet.

1895

erscheint „Die deutsche Sprachinsel Gottschee“, verfaßt von Dr. Adolf Hauffen, in Graz.

1904

am 4. Jänner, kommt die erste Nummer des „Gottscheer Boten“ zu den Abonnenten. Die Zeitung wird mit 6. Juni 1919 von den Behörden des Königreiches SHS eingestellt. Ihre Nachfolgerin wird mit 1. August 1919 die „Gottscheer Zeitung“, die mit der Umsiedlung aufhört zu bestehen (letzte Nummer in Gottschee am 3. Dezember 1941). Seit Juni 1955 erscheint sie in Klagenfurt wieder.

1918

erhielten unsere Beamten von den Behörden des Königreiches SHS Schreiben, die etwa so lauteten: Weil Sie deutscher Volkszugehörigkeit sind, werden Sie im Sinne der Verordnung 202 der Zentralregierung SHS vom 12. Dezember 1918 aus dem Postdienst des Königreiches SHS entlassen…

1941 auf 1942

werden die Gottscheer ins „Ranner Dreieck“ (am Zusammenfluß von Krainer Gurk I Krka/, Sattelbach I Sotla/ und Sawe I Sava/ umgesiedelt, bei Kriegsende 1945 vertrieben.

Quellenangaben

Kren, Ludwig: Zeittafel, in : 1930-1941 Gottschee, Die ehemalige deutsche Sprachinsel, Ausgabe 1 – 1990, im Eigenverlag der Gottscheer Landsmannschaft in Deutschland, Weilheim, 1990

GLM Klagenfurt Festbuch 650 Jahre Gottschee, Klagenfurt, 1980
Grothe, Helmut: Die deutsche Sprachinsel Gottschee, Münster i. W., 1931
Petschauer, Erich: Das Jahrhundertbuch der Gottscheer, Wien, 1980
Widmer, Georg: Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Gottscheerländchens (1406 – 1627), Wien, 1931